Paramedizin
Die Entfremdung des Menschen von der Erzeugung individueller und gemeinschaftlicher Bedürfnisse verwehrt ihm die Gnade, Kunst erleben zu können. Handwerk ist der Nährboden der Kunst, Freude spendet Kreativität, Disziplin steigert die kreative Leistung. Kunst und Spiel brauchen innere Sammlung, Zeit, die den Gesetzen der Natur gehorcht. Wir aber konzentrieren auf das sofortige Vergnügen, virtuelle Scheinwelt des Konsums, Vergangenheit und Zukunft opfern wir dem Jetzt-Spektakel, dem Geldrausch des Besitzens. Luft, Wasser, Fruchtbarkeit des Bodens, Tiere, Wälder, Rohstoffe der Erde und Erfahrung, Weisheit und die Kultur der Generationen entziehen wir unseren Töchtern und Söhnen.
Paramedizin – Ersatzreligion der unwissenschaftlichen Heilpraxis darf nicht sozialversichert sein!
Prof.J.Köbberling / DGIM warnte die Bundesregierung und die gesamte deutsche Gesellschaft vor der ungeprüften Bezahlung der „sanften, natürlichen Alternative“ durch die sozial-verpflichteten Krankenversicherungen. So wird die naturwissenschaftlich abgesicherte teure Humanmedizin diskriminiert und „nicht mehr bezahlbar“.
Kriterium einer wissenschaftlich-fortschrittlichen humanen Medizin ist die Bereitschaft zur ständigen kritischen Überprüfung. Phytotherapeutika sind ungereinigte Vorstufen von Arzneimitteln, Dosierungen sind ungenau, Nebenwirkungen zahlreicher. Nach dem neuem Arzneimittelgesetz über besondere Therapierichtungen bedürfen sie keines Wirksamkeitsnachweises, sie werden bevorzugt zugelassen.
“Naturheilkunde“suggeriert positives, dient allein zur Durchsetzung besonderer Rechte! Leicht erkennbare Merkmale der Paramedizin sind Listen unspezifischer Wirkungen und breiter Indikationen. Bei den Anwendern fehlt kritische Distanz, ein Übermaß an Enthusiasmus und Spekulation verbunden mit Methoden, die so angelegt sind, daß sich Erwartungen erfüllen müssen.
Subjektiv wahrgenommene Befindlichkeitsstörungen ohne objektive Erfolgskontrollmöglichkeiten mit einer hohen Rate an Spontanheilung sind bevorzugte Anwendungsgebiete der wissenschaftlich nicht plausiblen Verfahren (Paramedizin) wie Eigenblut-, Ozon-Sauerstoff-mehrschritt-, Symbiose-, Bioresonanz-, Bachblüten-, Iris-, Zungen-, Ohrmuscheltherapie, anthroposophische Homöopathie, Elektroakupunktur (Voll), Thermoregulation, Kristallisationstest, kapillardynamische-, holistische Blut-, Erdstrahlendetektoren-Diagnostik und -Therapie“. Allen Verfahren fehlen überprüfbare diagnostische Ergebnisse und therapeutische Wirksamkeit.
Falsche Begriffe, Gleichsetzung von „Naturheil-mittel“ und „sanfter“ risikoarmer effizienter Therapie werden der gläubigen Medienkonsumgesellschaft eingehämmert. -Schon der Philosoph Karl Jaspers staunte 1945 über das Ausmaß der Anerkennung der Paramedizin: „Unwissenschaftlichkeit ist der Boden der Inhumanität“!
Nach einem Bundessozial-Gerichtsurteil über Erstattungspflicht gesetzlicher Krankenkassen für „besonderer Therapie-einrichtungen“ kommt es nicht darauf an, ob der „Denkansatz richtig oder falsch ist“. Eine Binnenanerkennung reicht.
Prof.G.H.Harisch /Tiermed.Hochschule Hannover beginnt 1997 zu erforschen, ob eine (Zell-) Wirksamkeit von Homöopathika überhaupt nachweisbar ist. Bisher erfolglos! Eine Gynäkolin konnte mangels Kooperation der Patienten Fruchtbarkeitseffekte der Homöopathika an bislang infertilen Frauen nicht beweisen, glaubt an Wirkungen infolge ihrer Einzelbeobachungen. PD. Wallach/Freiburg 2002:“Homöopathie ist als Placebo ein Ritual, was Selbstheilung initiieren könnte.“
Die Ges.f.Homöopathie erkennt den Nutzen eines Homöopathikums an, folglich soll die Kasse zahlen! Nachdem weltweit 70% Placebowirkung jeder Therapie anlastet und die Befindlichkeitsstörungen einen Riesenanteil des deutschen Bruttosozialproduktes verschlingen, ist bei sicherer medizinischer Diagnostik und Ausschluß einer Therapiemöglichkeit der Placeboeffekt eines Homöopathikums mit Konzentrationen unterhalb der Loschmidt`schen Zahl ab D 23 risikofrei und billiger als die Kosten eines mit Nebenwirkungen belasteten teuren Medikaments.
Es muß darauf geachtet werden, daß die Anwendung eines Placebos nicht mit der Anerkennung einer Paramedizinischen Methode zum Schaden medizinisch kranker Menschen verwechselt wird. Eine Analogie liefert die Religion:
Kein guter Arzt hält einen Gläubigen vom Beten ab, wenn der Patient davon überzeugt ist und keine wichtige Therapie deshalb unterbleibt. Diese Toleranz gegenüber Methoden der Paramedizin gilt nicht für potentiell schädliche Verfahren , nicht, wenn dringend behandlungsbedürftigen Menschen hierdurch medizinische Hilfe versagt wird, nicht für Diagnostik.
Paramedizinische Diagnose / Therapie dürfen keine Angelegenheit der Sozialversicherung sein!
1996 kosteten Homöopathie 0,2 Mia.DM, Phytotherapie 1,8 Mia.DM. Die Tageskosten für Phytotherapiemittel in Deutschland liegen über den der 1000 führenden Arzneimittel!!
Naturwissenschaft ist heute schwerer verständlich, als je zuvor. Dies ist der Boden, auf dem Wunderglaube wuchern kann. „Die Wissenschaft ist auch verpflichtet zu erkennen, wie die Verhältnisse verändert werden müssen, wenn die Gesellschaft die durch die Wissenschaft ermöglichte Weltveränderung überleben soll.“
(C.F. von Weizsäcker)